Warum Ihre Mais-Dose plötzlich leer ist: Der Supermarkt-Trick, den 9 von 10 Käufern übersehen

Wer kennt es nicht: Der wöchentliche Gang durch den Supermarkt, der Blick auf die Angebotsaufsteller und die Freude über vermeintlich reduzierte Preise. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich manches Schnäppchen als Mogelpackung. Besonders bei Konserven wie Süßmais lohnt sich ein kritischer Blick aufs Etikett – denn hier tricksen Hersteller und Händler gemeinsam mit einer Methode, die vielen Verbrauchern unbekannt ist.

Das Phänomen der schleichenden Mengenreduzierung

Shrinkflation bezeichnet eine Praktik, bei der Hersteller die Füllmenge ihrer Produkte reduzieren, während die Verpackungsgröße und oft auch der Preis weitgehend konstant bleiben. Anders als bei offensichtlichen Preiserhöhungen bemerken Verbraucher diese versteckte Teuerung häufig nicht auf den ersten Blick. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern shrink und inflation zusammen und beschreibt treffend, was im Supermarktregal tatsächlich geschieht.

Bei Süßmais in Konserven oder Gläsern ist diese Methode besonders perfide. Während die Dose optisch gleich groß bleibt, schrumpft der tatsächliche Inhalt oft deutlich. Mengenreduzierungen zwischen 10 und 30 Prozent sind bei verschiedenen Produkten dokumentiert – und das alles, ohne dass sich die Verpackung äußerlich verändert.

Wenn Angebote zur Täuschung werden

Besonders dreist wird es, wenn verkleinerte Packungen gleichzeitig als Sonderangebot beworben werden. Viele Käufer übersehen dabei die reduzierte Füllmenge und greifen zum vermeintlichen Schnäppchen. Rechnet man den Grundpreis um, zeigt sich die Wahrheit: Der scheinbare Vorteil schmilzt erheblich zusammen oder löst sich komplett auf. In manchen Fällen liegt der Grundpreis der verkleinerten Angebotspackung sogar über dem des ursprünglichen Produkts zum Normalpreis.

Doppelter Trick bei gleichzeitiger Preiserhöhung

Die raffinierteste Variante dieser Verkaufsstrategie kombiniert Mengenreduzierung mit Preiserhöhung. Große Konsumgüterhersteller haben zwischen 2021 und 2024 genau diese Strategie massiv verfolgt. Ein markantes Beispiel: Bei Milka-Schokolade schrumpfte die Tafel von 100 auf 90 Gramm, während der Preis gleichzeitig von 1,49 auf 1,99 Euro anstieg – eine versteckte Preiserhöhung von 48,4 Prozent. Der Kunde sieht im Angebot einen niedrigeren Preis als zuvor und greift beruhigt zu, ohne zu ahnen, dass er für deutlich weniger Inhalt zahlt.

Die Zahlen belegen diese Praxis eindeutig: Marktführer wie PepsiCo erhöhten ihre Preise um 34 Prozent und steigerten dabei ihre Betriebsmargen um 27,2 Prozent. Mondelez setzte die Preise um 30,9 Prozent herauf bei gleichzeitiger Marginenverbesserung von 24,6 Prozent. Auch 2024 ging diese Entwicklung weiter mit Preiserhöhungen von fünf Prozent und mehr bei führenden Herstellern.

Warum gerade Süßmais betroffen ist

Konserven und Glasprodukte eignen sich aus Herstellersicht perfekt für Shrinkflation. Anders als bei Schokoladentafeln oder Müslipackungen lässt sich bei Dosen der Inhalt von außen nicht einschätzen. Das Gewicht einer Konserve sagt wenig aus, da ein erheblicher Teil auf Flüssigkeit entfällt. Selbst wer die Dose in die Hand nimmt, kann kaum feststellen, wie viel Mais tatsächlich darin steckt.

Hinzu kommt: Süßmais wird überwiegend als Beilagenprodukt verwendet. Viele Haushalte greifen routiniert zur gewohnten Dose, ohne die Mengenangabe zu prüfen. Die Marktdurchdringung ist hoch, die Kauffrequenz regelmäßig – ideale Voraussetzungen für unbemerkte Anpassungen. Erst beim Öffnen oder beim Kochen fällt möglicherweise auf, dass die Portion kleiner ausfällt als erwartet.

Allerdings zeigen dokumentierte Fälle, dass Shrinkflation selbst bei transparenten Produkten massiv praktiziert wird. Lindt reduzierte Pralinenschachteln von 30 auf 24 Stück, Müslihersteller verkleinerten Packungen von 600 auf 400 Gramm. Die Strategie funktioniert also auch bei Produkten, deren Größe Verbraucher eigentlich im Gefühl haben sollten.

So entlarven Sie versteckte Mengenreduzierungen

Der wirksamste Schutz gegen Shrinkflation ist Aufmerksamkeit. Folgende Strategien helfen dabei, nicht auf versteckte Preiserhöhungen hereinzufallen:

  • Grundpreis vergleichen: Auf jedem Preisschild im Supermarkt muss gesetzlich der Grundpreis pro Kilogramm oder Liter ausgewiesen sein. Dieser Wert ist die entscheidende Vergleichsgröße – nicht der Packungspreis.
  • Abtropfgewicht beachten: Bei Konserven und Gläsern unterscheiden sich Gesamtgewicht und Abtropfgewicht erheblich. Für den tatsächlichen Wert zählt nur die Menge des festen Inhalts ohne Flüssigkeit.
  • Historische Preise dokumentieren: Wer regelmäßig die gleichen Produkte kauft, sollte Mengen und Preise notieren. So fallen Veränderungen schnell auf.
  • Verpackungshinweise kritisch lesen: Formulierungen wie Neue Rezeptur, Verbessertes Design oder Jetzt in handlicher Größe können Warnsignale für Mengenreduzierungen sein.
  • Alternative Verpackungsgrößen prüfen: Oft sind größere Einheiten im Grundpreis günstiger – selbst wenn die kleinere Variante im Angebot ist.

Die rechtliche Grauzone

Grundsätzlich dürfen Hersteller Füllmengen und Preise frei gestalten, solange sie transparent ausgezeichnet sind. Die Pflicht zur Grundpreisauszeichnung besteht – doch die Schriftgröße auf den Regalschildern ist oft so klein, dass sie im Einkaufsstress übersehen wird. Rechtlich bewegt sich diese Praxis am Rande der Irreführung, konkrete Sanktionen gibt es jedoch selten.

Verbraucherschutzorganisationen dokumentieren regelmäßig Fälle von Shrinkflation und prangern sie öffentlich an. Die Verbraucherzentrale Hamburg führt beispielsweise eine umfangreiche Mogelpackungsliste mit detaillierten Dokumentationen versteckter Preiserhöhungen. Im März 2025 wurden zahlreiche Produkte dokumentiert, die Füllmengen reduziert haben. Diese Aufmerksamkeit führt manchmal dazu, dass besonders dreiste Fälle zurückgezogen oder korrigiert werden. Der gesellschaftliche Druck funktioniert also durchaus – wenn Verbraucher die Praktiken erkennen und melden.

Dokumentierte Beispiele aus der Praxis

Die Datenlage zu Shrinkflation ist eindeutig. Bei Müsliprodukten wurden Packungen von 500 auf 400 Gramm verkleinert – eine Reduktion um 20 Prozent. Noch drastischer fiel es bei anderen Herstellern aus: Von 600 Gramm blieben nur noch 400 Gramm übrig, was einer Reduzierung von 33 Prozent entspricht. Bei Fertigsuppen schrumpfte der Inhalt von 1000 auf 750 Milliliter, bei Margarine von 500 auf 450 Gramm.

Diese Zahlen belegen: Mengenreduzierungen zwischen 10 und 30 Prozent sind keine Einzelfälle, sondern systematische Praxis in verschiedenen Produktkategorien. Die Größenordnungen sind über unterschiedliche Warengruppen hinweg vergleichbar.

Besonders kritische Angebotsformen

Nicht jedes Angebot ist problematisch, doch bestimmte Konstellationen sollten Alarmglocken schrillen lassen. Wenn plötzlich eine neue Packungsgröße eingeführt wird und zeitgleich als Aktionsware beworben wird, lohnt sich der Griff zum Taschenrechner. Auch bei Mehrfachpackungen sollten Sie prüfen, ob die Einzelpackungen möglicherweise verkleinert wurden.

Saisonale Schwankungen bei Süßmais sind normal und nachvollziehbar. Wenn jedoch außerhalb der Erntezeit plötzlich Sonderangebote mit merkwürdig kleinen Füllmengen auftauchen, steckt möglicherweise Kalkül dahinter. Händler nutzen die Erwartungshaltung der Kunden aus, dass Angebote grundsätzlich vorteilhaft seien.

Was Verbraucher konkret tun können

Dokumentation ist der erste Schritt zur Transparenz. Fotografieren Sie Preisschilder mit Mengenangaben und Grundpreisen. Bei eklatanten Fällen können Sie sich an Verbraucherzentralen wenden, die solche Informationen sammeln und auswerten. Öffentlicher Druck über soziale Medien kann ebenfalls Wirkung zeigen.

Langfristig hilft nur ein verändertes Einkaufsverhalten. Wer konsequent Grundpreise vergleicht und nicht reflexartig zu Angeboten greift, entzieht der Shrinkflation-Strategie die Wirksamkeit. Auch der Griff zu alternativen Produktformen kann sinnvoll sein: Tiefgefrorener Mais ohne Flüssigkeit lässt sich leichter kalkulieren, bei Frischware entfällt das Problem ohnehin.

Die beste Verteidigung gegen versteckte Preiserhöhungen ist Wissen. Je mehr Verbraucher die Mechanismen durchschauen und ihr Kaufverhalten anpassen, desto weniger lohnt sich die Strategie für Hersteller und Händler. Preisbewusstsein bedeutet heute nicht mehr nur, nach dem günstigsten Angebot zu greifen – sondern zu verstehen, was man tatsächlich für sein Geld bekommt. Die Zahlen großer Konsumgüterhersteller zeigen deutlich, dass Shrinkflation und gleichzeitige Preiserhöhungen über mehrere Jahre hinweg systematisch eingesetzt wurden und weiterhin eingesetzt werden. Nur informierte Kaufentscheidungen können diesem Trend entgegenwirken.

Ist dir schon mal Shrinkflation bei deinem Einkauf aufgefallen?
Ja und ich war wütend
Ja aber egal für mich
Nein noch nie bemerkt
Ich prüfe immer Grundpreise
Kenne den Begriff nicht

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