Wer sein iPad regelmäßig mit dem Mac verbindet, kennt vielleicht das Problem: Der Speicherplatz auf dem Computer schmilzt dahin wie Eis in der Sommersonne, ohne dass man wirklich neue Daten hinzugefügt hat. Der Übeltäter versteckt sich oft im Verborgenen – automatische iPad-Backups, die macOS standardmäßig anlegt, sobald ihr euer Tablet anschließt. Was viele nicht wissen: Diese Sicherungskopien entstehen völlig unabhängig davon, ob ihr bereits ein iCloud-Backup nutzt oder nicht.
Warum erstellt mein Mac überhaupt lokale iPad-Backups?
Apple hat dieses Verhalten bewusst so konzipiert. Sobald ihr euer iPad per Kabel mit dem Mac verbindet und den Finder öffnet, wird automatisch ein vollständiges Backup eures Tablets erstellt – es sei denn, ihr habt diese Funktion explizit deaktiviert. Der Gedanke dahinter ist durchaus sinnvoll: Lokale Backups bieten einen zusätzlichen Schutzwall für eure Daten, sind schneller als Cloud-Backups und funktionieren auch ohne Internetverbindung.
Das Problem liegt in der Größe dieser Backups. Je nach Speicherausstattung eures iPads und der Menge an installierten Apps, Fotos und Dokumenten kann ein einzelnes Backup zwischen 10 und 50 Gigabyte verschlingen – in Extremfällen sogar deutlich mehr. Besitzt ihr mehrere Apple-Geräte in der Familie, summiert sich der Speicherbedarf schnell auf mehrere hundert Gigabyte.
Der versteckte Speicherfresser in eurem System
Apple legt diese Backups in einem Ordner ab, den die meisten Nutzer nie zu Gesicht bekommen. Er befindet sich unter ~/Library/Application Support/MobileSync/Backup/ – ein Pfad, der standardmäßig vor euren Blicken verborgen ist. Das Tilde-Symbol steht dabei für euren Benutzerordner. Um dorthin zu gelangen, müsst ihr im Finder die Tastenkombination Shift + Cmd + G drücken und den Pfad manuell eingeben.
In diesem Ordner findet ihr kryptische Verzeichnisnamen, die aus langen Buchstaben- und Zahlenfolgen bestehen. Jedes dieser Verzeichnisse repräsentiert ein Backup eines eurer iOS-Geräte. Ohne zusätzliche Tools lässt sich auf den ersten Blick kaum erkennen, welches Backup zu welchem Gerät gehört – ein weiterer Grund, warum diese Speicherfresser oft jahrelang unentdeckt bleiben.
Verschlüsselung: Einmal aktiviert, immer aktiviert?
Besonders tückisch ist die Verschlüsselungsfunktion für lokale Backups. Wenn ihr diese Option einmal im Finder aktiviert habt – etwa weil ihr eure Gesundheits- und Keychain-Daten sichern wolltet –, bleibt sie für alle zukünftigen Backups dieses Geräts standardmäßig aktiv. Das hat durchaus Vorteile: Sensible Informationen wie WLAN-Passwörter, Website-Logins und Gesundheitsdaten werden nur in verschlüsselten Backups gesichert.
Der Haken: Verschlüsselte Backups benötigen ein Passwort zur Wiederherstellung. Wer dieses vergisst, kann das Backup nicht mehr nutzen – auch Apple selbst kann dann nicht helfen. Zudem nehmen verschlüsselte Backups tendenziell etwas mehr Platz ein als unverschlüsselte Versionen, da zusätzliche Sicherheitsebenen implementiert werden müssen.
So findet ihr heraus, wie viel Speicher eure Backups belegen
Bevor ihr mit dem Aufräumen beginnt, solltet ihr zunächst das Ausmaß des Problems ermitteln. Öffnet die Systemeinstellungen eures Macs und navigiert zu Allgemein > Speicher. Hier seht ihr eine Übersicht eurer Speicherbelegung. Backups werden oft unter der Kategorie „System“ versteckt – ein notorisch undurchsichtiger Bereich, der für Verwirrung sorgt.
Für eine detailliertere Analyse könnt ihr auch Tools wie DaisyDisk oder OmniDiskSweeper nutzen. Diese Programme visualisieren eure Festplattenbelegung und zeigen auf einen Blick, wo die größten Speicherfresser lauern. Der Ordner MobileSync springt dabei meist deutlich ins Auge, wenn mehrere Backups vorhanden sind. Besonders Fotos und Videos sind in der Regel die größten Platzfresser innerhalb der Backups.

Automatische Backups deaktivieren – ohne auf Datensicherheit zu verzichten
Falls ihr bereits iCloud-Backups nutzt und die doppelte Datensicherung als überflüssig empfindet, könnt ihr die automatischen lokalen Backups deaktivieren. Verbindet dazu euer iPad mit dem Mac und öffnet den Finder. Wählt euer Gerät in der Seitenleiste aus und scrollt zum Bereich „Backups“. Hier findet ihr die Option „Backup aller Daten deines iPad auf diesem Mac“ – entfernt einfach das Häkchen und wählt stattdessen die iCloud-Option.
Diese Einstellung verhindert, dass zukünftig neue lokale Backups erstellt werden. Alte Backups bleiben jedoch auf der Festplatte – ein wichtiger Punkt, den viele übersehen. Ihr müsst diese manuell löschen, wenn ihr den Speicherplatz zurückgewinnen wollt.
Alte Backups sicher löschen
Bevor ihr Backups löscht, solltet ihr euch absolut sicher sein, dass ihr sie nicht mehr benötigt. Prüft zunächst, ob euer aktuelles iCloud-Backup vollständig und aktuell ist. Öffnet dazu auf dem iPad die Einstellungen > [Euer Name] > iCloud > iCloud-Backup und überprüft Datum und Uhrzeit der letzten Sicherung.
Zum Löschen alter lokaler Backups gibt es zwei Wege: Entweder ihr navigiert manuell zum Backup-Ordner und löscht die entsprechenden Verzeichnisse, oder ihr nutzt den Finder. Die elegantere Methode führt über die Finder-Einstellungen unter Finder > Einstellungen > Geräte. Hier werden alle vorhandenen Backups aufgelistet. Mit einem Rechtsklick könnt ihr einzelne Backups löschen – das System fragt dabei noch einmal nach einer Bestätigung.
Backup-Speicherort verschieben: Für Fortgeschrittene
Wer auf lokale Backups nicht verzichten möchte, aber die interne SSD entlasten will, kann den Backup-Speicherort auf eine externe Festplatte verlegen. Dies erfordert allerdings etwas Terminal-Kenntnisse und das Arbeiten mit symbolischen Links. Zunächst kopiert ihr den kompletten MobileSync-Ordner auf die externe Festplatte. Anschließend löscht ihr das Original und erstellt mit dem Terminal-Befehl ln -s einen symbolischen Link, der vom ursprünglichen Speicherort auf die neue Position verweist.
Diese Methode hat den Vorteil, dass macOS weiterhin „glaubt“, die Backups lägen am gewohnten Ort, während sie tatsächlich auf dem externen Laufwerk gespeichert werden. Beachtet aber, dass die externe Festplatte angeschlossen sein muss, wenn ihr ein Backup erstellen oder wiederherstellen wollt.
Die goldene Mitte: Eine durchdachte Backup-Strategie
Statt komplett auf lokale Backups zu verzichten, kann ein hybrider Ansatz sinnvoll sein. Nutzt iCloud für regelmäßige automatische Backups im Alltag, erstellt aber vor großen iOS-Updates oder wichtigen Änderungen manuell ein lokales Backup. Diese Vorgehensweise kombiniert die Bequemlichkeit der Cloud mit der Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit lokaler Sicherungen.
Ein weiterer Tipp: Räumt den Backup-Ordner alle paar Monate auf. Löscht Backups alter Geräte, die ihr längst nicht mehr besitzt, oder veraltete Sicherungen, die durch neuere ersetzt wurden. Ein kurzer Check zweimal im Jahr kann verhindern, dass sich der Speicherbedarf unkontrolliert aufbläht.
Wer mehrere Apple-Geräte in der Familie verwaltet, sollte außerdem überlegen, ob wirklich alle Geräte lokale Backups benötigen. Für Kinder-iPads, die hauptsächlich für Spiele und Videos genutzt werden, reicht oft ein iCloud-Backup völlig aus. Eure persönlichen Geräte mit wichtigen Arbeitsdokumenten oder unersetzlichen Fotos verdienen dagegen den zusätzlichen Schutz durch lokale Sicherungen.
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